Brücke des Monats

Oktober 2014

Oberkasseler Brücke, Düsseldorf




Die Oberkasseler Brücke wurde als letzte Brücke der Düsseldorfer Brückenfamilie errichtet. Die Bezeichnung Brückenfamilie bezieht sich auf drei neue Strombrücken, die innerhalb von 25 Jahren im innerstädtischen Bereich von Düsseldorf errichtet wurden. Alle drei Brücken wurden als Schrägseilbrücken konzipiert, die gleichlautende Gestaltungsmerkmale wie niedrige Versteifungsträger, schlanke, sich nach oben verjüngende Pylonen, dünne parallel geführte Kabel und von Ufer zu Ufer durchlaufende helle Gesimsstreifen aufweisen.

Von der Konstruktion her wurden sie jedoch unterschiedlich ausgeführt: Die Theodor-Heuss-Brücke im Norden hat vier Pylonen und ist in zwei Seilebenen abgespannt, die Kniebrücke im Süden hat nur zwei Pylonen, ist aber ebenfalls in zwei Seilebenen abgespannt, während die Oberkasseler Brücke nur einen Pylonen hat und nur in einer Seilebene abgespannt ist.

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Die Oberkasseler Brücke hatte als einzige Brücke eine Vorgängerin: Die 1898 erbaute Oberkasseler Brücke hatte zwei große und vier kleinere Fachwerkbögen aus Eisen. Die 1933 in Skagerrak-Brücke umbenannte Brücke wurde 1945 durch die Wehrmacht gesprengt. Nachdem der Verkehr von 1946 an über eine Pontonbrücke geführt wurde, wurde 1948 eine schwere Behelfsbrücke erstellt, die erst 1973 durch die neue Brücke ersetzt wurde.

Die Brücke ist eine Mittelträgerschrägseilbrücke mit nur einem Pylon und einer vierfachen Kabelabspannung in Harfenform. Der 103 m hohe Mastpylon ist biegesteif in den Balken eingespannt und steht mittig auf dem linksrheinischen Strompfeiler. Die Schrägkabel sind symmetrisch zur Pylonebene angeordnet und im linksrheinischen Seitenbereich über Stützen rückverankert.

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Die Brücke hat fünf linksrheinische Vorlandöffnungen von zusammen 257,75 m Stützweite, die 275,75 m weite Stromöffnung und eine rechtsrheinische Öffnung von 75,0 m Stützweite, die aus statischen Gründen in den Durchlaufbalken mit einbezogen wurde.

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Der Versteifungsträger besteht aus einem dreizelligen 3,2 m hohen und oben 21,2 m breiten Stahlhohlkasten mit einem trapezförmigen Querschnitt. Der Hohlkasten ist alle 25,775 m durch Vollwandscheiben ausgesteift. Die orthotrope Fahrbahntafel kragt auf beiden Seiten um 6,9 m aus.

Die 35 m breite Brücke hat zu beiden Seiten der Abspannung einen Straßenbahnstreifen, zwei Fahrspuren für jeweils eine Richtungsfahrbahn, einen Radweg und einen Gehweg.

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Eine besonder technische Leistung war der Querverschub der Brücke. Da man den Verkehr auf der Behelfsbrücke aufrecht erhalten wollte, wurde die neue Brücke 47,5 m stromaufwärts der Behelfsbrücke erstellt. Nach ihrer Fertigstellung wurde die Behelfsbrücke abgebrochen, und danach die gesamte neue Brücke samt dem Pylon an den Platz der Behelfsbrücke verschoben. Hierbei wurden 12500 t bewegt.



Entwurf: Friedrich Tamms

Baujahr: 1969-1973
Länge: 591 m
Weiten: 5 x 51,5 - 257,7 - 70 m
Höhe: 9 m
Breite: 35 m

Bilder 1 -3 von oben: Erich Hermes, Deutsch Evern