Brücke des Monats

Mai 2025

Werra-Autobahnbrücke Hörschel, Eisenach

Westlich von Eisenach quert die Autobahn A4 im Stadtteil Hörschel das Werratal mit einer hohen Balkenbrücke.

Nicht ihre Konstruktion, sondern die besonderen Bauumstände im Spannungsfeld zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik verleihen der Brücke einen Sonderstatus.

Schon vor dem Krieg wurde eine Brücke für die Werraquerung der Autobahn Frankfürt-Berlin geplant. Bis Ende 1940 waren die Baustellen auf beiden Seiten der Werra eingerichtet. Auf Grund des Zweiten Weltkriegs wurden 1942 jedoch alle Baumaßnahmen für diese Brücke eingestellt.

Nach Kriegsende bestand für die DDR kein Interesse an einer durchgehenden Autobahnverbindung zwischen der Bundesrepublik und Berlin. Mit dem steigenden Transitverkehr ab den 70er-Jahren wurde es jedoch immer dringlicher, die Autobahnlücke zwischen Wommen und Eisenach zu schließen.

Schließlich einigten sich die beiden Staaten, dass der Autobahnabschnitt samt hierzu erforderlicher Brücke von westdeutschen Baufirmen erstellt und auch vom "Klassenfeind" bezahlt wird. Dieser Umstand wurde von den ostdeutschen Medien nicht publiziert und die Baustelle wurde völlig abgeschottet. Der fertiggestellte Autobahnabschnitt und die Brücke wurden im Dezember 1984 formlos dem Verkehr übergeben.

Die Brücke hat einen einteiligen Überbau mit einem durchlaufenden Hohlkasten aus Spannbeton über 13 Felder. Der Hohlkasten ist rd. 9 m breit und 4,8 m hoch. Im Abstand von 7,5 m tragen Schrägstützen die auskragende Fahrbahntafel.

Durch den einteiligen Überbau konnte man eine doppelte Pfeilerreihe vermeiden. Die zwölf Pfeiler sind bis zu 80 m hoch und haben einen rechteckigen Hohlquerschnitt.

Im Zuge des sechsstreifigen Ausbaus der Autobahn wurden die ehemaligen Standspuren zu Fahrspuren umgewidmet.