Brücke des Monats

Oktober 2024


 
 

Pont Saint-Bénézet, Avignon



 
   
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In Avignon stehen die Überreste der längsten im Mittelalter erbauten Brücke.

Sie führte von Avignon über über den linken Rhone-Arm zur Insel Barthelasse und von dort über den rechten Rhone-Arm zum Turm Philippe-le-Bel auf der Seite von Villeneuve-lès-Avignon. Im rechten Rhone-Arm hatte sie einen starken Knick, um Hochwasser und Eisgang besser widerstehen zu können.

 
   
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Die Brücke ist nach dem Hirtenjungen Bénézet (1165-1184) benannt. Der Legende nach befahl ihm eine göttliche Stimme, in Avignon eine Brücke über die Rhone zu bauen. Nachdem der Bischof von Avignon einen Beweis der göttlichen Eingebung forderte, schleppte der schmächtige Bénézet mit wundersamer Kraft einen schweren Felsblock vom bischöflichen Palast bis zum Ufer der Rhone. Damit waren die Zweifel beseitigt und der Brückenbau konnte dank der nach dem Wunder zahlreich fließenden Spenden beginnen.

Bénézet wird auch in Verbindung mit der legendären Laienbruderschaft der Brückenbauer gebracht, die 1189 von Papst Clemens III. bestätigt worden sein soll.

Der 1274 heilig gesprochene Bénézet wird Patron von Avignon, der Brückenbrüder und der Hirten.

 
   
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Tatsächlich entstand zu Bénézets Lebzeiten die größte mittelalterliche Brücke in Europa. Sie war bis zur Erbauung der Brücke in Saint-Esprit die einzige Rhonebrücke unterhalb von Lyon und hatte daher eine große Bedeutung sowohl für den Fernhandel als auch für die Pilgerfahrten, die beide im 13. Jahrhundert stark zunahmen.

Die Brücke wurde mit hölzerenen Überbauten zwischen breiten Steinpfeilern errichtet, die in Anlehnung an römische Brücken mit Sparöffnungen versehen wurden.

Bei der Belagerung der Stadt durch durch Ludwig VIII. wurde sie 1226 zerstört und bis 1355 durch eine gänzlich steinerne Brücke ersetzt. Die 22 elliptische Bogen hatten eine Spannweite bis zu 32,5 m und wurden ohne Mörtel gesetzt.

   
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Bénézet verstarb bereits 1188 in jungen Jahren. Sein Leichnam soll in einer Gruft in der 1184 fertiggestellten romanische Kapelle auf dem zweiten Brückenpfeiler niedergelegt worden sein. Im 13. Jahrhundert wurde darüber eine zweite Kapelle im gotischen Stil mit einem Glockengiebel errichtet, die dem heiligen Nikolaus, dem Patron der örtlichen Bruderschaft der Rhoneschiffer gewidmet wurde.

   
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Die Brücke wurde wiederholt durch Hochwasser, Eisgang und Kriegshandlungen beschädigt. 1669 waren die Beschädigungen durch Eisgang so schwer, dass die Brücke aufgegeben wurde. Von der viel besungenen Brücke blieben lediglich vier Bogen über den linken Rhone-Arm unterhalb des Papstpalastes von Avignon erhalten.


Baujahr: 1177-1168
Länge: 974 m
Weite: 32,5 m
Breite: 3,9 m

Fotos von Erich Hermes, Deutsch Evern