Brücke des Monats

Dezember 2019

Rialtobrücke, Venedig


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Die einzigartige Brücke überspannt den Canal Grande, die größte Wasserstraße Venedigs im Bereich des Rialto, dem früheren Handels- und Wirtschaftszentrum.

Mit ihrem einzelnen Bogen und den schräg ansteigenden Arkaden der Ladenzeilen ist sie seit ihrer Fertigstellung ein Wahrzeichen der Lagunenstadt.

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Vor ihrer Errichtung stand hier eine hölzerne Brücke mit Ladengeschäften und einer Zugbrücke im Mittelteil. Da sie den Anforderungen schon lange nicht mehr genügte, beschloss man 1507, sie durch eine steinerne Brücke zu ersetzen. Dies löste eine jahrzehntelange Diskussion über die Finanzierung und Gestaltung des Bauwerkes aus. Immer wieder wurden von bekannten Baumeistern Vorschläge vorgelegt, die jedoch nicht zur Ausführung kamen. Schließlich schrieb der Senat der Stadt 1584 einen neuen Wettbewerb aus, den der damals schon 75 Jahre alte Baumeister Antonio da Ponte (um 1512-1597) gewann.

Da Ponte, der noch nie eine Brücke erbaut hatte, sah in seinem ersten Entwurf eine konventionelle dreibogige Brücke vor. Er veränderte jedoch den Entwurf zugunsten einer Brücke mit nur einem weit gespannten Segmentbogen. Dessen Pfeilhöhe beträgt lediglich 6,4 m und war einerseits hoch genug, umd die prächtige Staatsgondel Bucentaur passieren zu lassen und andererseits nicht zu steil für die Fußgänger.

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Da Pontes Genie zeigt sich in der Ausführung der Widerlager, die trotz des weichen Untergrunds und der beschränkten Platzverhältnisse den enormen Schub des Segmentbogens und seiner Überbauten aufnehmen mussten und ihn bis heute sicher ableiten.

Auf jeder Seite der fast 23 m breiten Brücke wurden rd. 6000 Eichenenstämme in dreifach in Richtung Kanal abgestuften Pfahlrosten versenkt, um eine Verzahnung mit dem weichen Untergrund zu erzielen. Auf die Pfahlköpfe wurden starke Bohlen aufgelegt und auf diesen die Widerlager erstellt, die erstmals nicht waagerecht, sondern schräg und somit im annähernd senkrechten Winkel zum Bogenschub aufgemauert wurden.

Der im Wettbewerb unterlegene Baumeister Vincenzo Scamozzi schürte Zweifel an dieser neuartigen Technik, was zu hitzigen Diskussionen in der Bevölkerung und innerhalb der Wettbewerbskommission führte. Die Bauarbeiten wurden eingestellt und eine Expertenkommission eingesetzt. Letzlich konnte da Ponte die eingesetzte Expertenkommission jedoch von seinem Vorhaben überzeugen und die Brücke innerhalb von dreieinhalb Jahren zusammen mit seinem Neffen Antonio Contin (1566-1600) fertigstellen.

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Die Rialtobrücke wurde aus Kalkstein und weißem Marmor gemauert und wurde von den Venezianern daher als "weißer Elefant" bezeichnet.

Charakteristisch für die Rialtobrücke sind die beiden ansteigenden Ladenzeilen mit jeweils 12 "boghette". Im Bogenscheitel sind die Ladenzeilen durch torförmige Öffnungen unterbrochen, durch die man zwischen der 6,5 m breiten Gehbahn innerhalb der Ladenzeilen und den zwei 5 m breite Gehbahnen außerhalb der Ladenzeilen wechseln kann. Die Gehbahnen steigen zum Bogenscheitel hin an und sind wie die meisten Brücken Venedigs als Treppen ausgebildet.

Als Brüstunge erhielt die Brücke Balustraden. Der Brückenschmuck in den Zwickeln besteht aus jeweils einer allegorischen Figur und einer Kartusche.



Baujahr: 1588-1591
Länge: 52 m
Weite: 28,4 m
Breite: 22,9 m
Bogenstich: 6,4 m