Linsenträger | |
Der Linsenträger ist ein Fachwerkträger mit
linsenförmig gekrümmten Ober- und Untergurt. Er wird auch als
Fischbauchträger bezeichnet. |
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Geschichte | |
1835 meldete Georg Friedrich Laves ein Patent für einen Linsenträger an. Er hatte erkannt, dass bei Einfeldträgern in der Feldmitte die höchsten Druck- und Zugkräfte auf den Träger einwirken und der Trägerquerschnitt dort am stärksten sein sollte, während er zu den Auflagern hin schwächer ausfallen konnte. Laves baute danach zunächst hölzerne und dann eiserne Brücken mit noch geringen Spannweiten. |
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Einen größerer Linsenträger wurde erstmals 1853 durch Friedrich August von Pauli beim Bau der Günzbrücke in Günzburg gebaut. Die durch das Versagen der Brücke gewonnene Erkenntnisse wurden für die Weiterentwicklung und die Errichtung der Isarbrücke in Großhesselohe und der Rheinbrücke in Mainz eingesetzt. |
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Zeichnung der Rheinbrücke Mainz, 1904 |
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Der Linsenträger wurde durch Herrmann Lohse weiter entwickelt,
der sowohl den Obergurt als auch den Untergurt als steif durchlaufende Fachwerkbogen ausbildete,
die den Horizontalschub auffingen. Die von ihm 1868 errichtete Eisenbahnbrücke
über die Norderelbe in Hamburg hatte 3 Linsenträger von je 100 m Weite.
Norderelbebrücke Hamburg |
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In England errichtete Isambard Brunel 1854-1859 die Royal Albert Bridge
zwischen Saltash und Plymouth. Sie hat zwei Linsenträger mit Spannweiten von je
138,7 m. Die Obergurte bestehen aus großen Stahlröhren mit elliptischen Querschnitt,
die Untergurte bestehen aus Ketten.
Royal Albert Bridge bei Plymouth |
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Die erste Aarebrücke in Brugg aus dem Jahr 1875
hatte 5 Linsenträger. Sie war die einzigste Brücke dieser Bauart in der Schweiz.
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Die letzte in Deutschland erbaute Brücke mit großen Linsenträgern
ist die Norderelbbrücke in Hamburg. Sie hat noch drei Linsenträger aus dem Jahr 1929 von 102 m Weite. Norderelbebrücke Hamburg, Foto von Erich Hermes, Deutsch Evern |