Brücke des Monats

Oktober 2023


 
 

Pont du Gard,
Remoulins, Frankreich



 
   
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Nahe bei dem südfranzösischen Städtchen Remoulins zeigt sich mit dem Pont du Gard ein eindrucksvolles Bauwerk der römischen Ingenieurbaukunst.

Die Brücke ist Teil einer rd. 50 km langen Wasserleitung, die kurz vor der Zeitenwende für die Wasserversorgung der Stadt Nemausus, dem heutigen Nîmes, erstellt wurde. Die Wasserleitung quert mit mehreren Stollen Bergrücken und mit mehreren Brücken Flusstäler.

 
   
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Um den Kanal über den Fluss Gardon zu führen, musste die in römischer Zeit höchste Brücke erstellt werden. Dies gelang, indem man drei Bogenreihen übereinander baute.

Die unterste Reihe hat sechs Bögen, die mittlere Reihe hat 11 Bögen und die obere Reihe hat 35 Bögen.

Bogen und Pfeiler der unteren und mittleren Reihe stehen in der Ansicht übereinander. Im Gegensatz zu anderen römischen Aquädukten, bei denen der Pfeilerabstand nicht mehr als 6 m beträgt, kamen beim Pont du Gard weit größere Bogenspannweiten zur Ausführung. Die Bogen über dem Gardon sind 24,5 m weit, um dem Fluss, der zeitweise erhebliche Wassermengen führt, möglichst wenig Widerstand zu bieten. Die anderen Bogen sind 19,2 m bzw. 15,5 m weit. Die unteren Pfeiler wurden mit dreieckigen Pfeilervorlagen versehen, die bis zu den Kämpfern hochgezogen sind.

Die obere Reihe trägt den Wasserkanal und leitet dessen Gewicht mit vielen kleinen Bogen auf die mittlere Bogenreihe ab. Der mit Zement ausgekleidete Kanal ist 1,9 m hoch und 1,4 m breit und ist mit nahezu 4 m breiten und 35 cm dicken Steinplatten abgedeckt, die etwas überstehen.

   
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Die Bogen bestehen in der unteren Reihe aus vier und in der mittleren Reihe aus drei nebeneinander gesetzten Einzelbogen, die erstaunlicherweise durch keine Querverbände miteinander verbunden sind. Der Bau mit Einzelbogen bedeutete eine große Holzersparnis für die Lehrgerüste.

Bei durchschnittlich 61 Keilsteinen pro Einzelbogen wurden für die beiden unteren Arkadenreihen 3477 Keilsteine benötigt. Zusammen mit den 875 Keilsteinen der oberen Bogenreihe ergibt dies in der Summe 4352 Keilsteine.

Zahlreiche Zeichen und Ziffern in den ockerfarbenen Muschelkalksteinen weisen darauf hin, dass sie bereits in den nahegelegenen Steinbrüchen zugehauen wurden.

   
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Das Aquädukt erfüllte seinen Zweck über Jahrhunderte, der Kanal musste jedoch immer wieder von den starken Kalkablagerungen befreit werden. Nach der Zerstörung von Nîmes im Jahr 803 durch die Normannen fanden keine Unterhaltsmaßnahmen mehr statt und der Wasserkanal verfiel.

Das Bauwerk wurde danach als Behelfsbrücke genutzt. Da zu beiden Seiten der Pfeiler der mittleren Bogenreihe nur wenig Platz war, wurden die Pfeiler im unteren Bereich auf einer Seite halbkreisförmig ausgebrochen und Auskragungen mit Brüstungen hinzugefügt.

   
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Dennoch blieb die Situation unbefriedigend, weshalb 1743-1747 auf Unterstrom eine Straßenbrücke angefügt und der ursprüngliche Zustand der Pfeiler später wieder hergestellt wurde.

Nachdem in den letzten Jahren auch für den Straßenverkehr eine neue Brücke erstellt wurde, dient die angefügte Brücke nur noch den Besuchern dieser grandiosen Sehenswürdigkeit. Ein früher möglicher Spaziergang im Kanal oder in oberster Höhe auf den Abdeckplatten des Kanals ist seit einiger Zeit verwehrt.



Baubeginn: 19 v. Chr.
Länge: 275 m
Spannweite max: 24,5 m
Gesamthöhe: 48,8 m

Untere Bogenreihe:
6 Bögen
Länge: 142,3 m
Breite: 6,4 m
Höhe: 21,9 m

Mittlere Bogenreihe:
11 Bögen
Länge: 242,6 m
Breite: 4,6 m
Höhe: 19,5 m

Obere Bogenreihe:
35 Bögen
Länge: 275,0 m
Breite: 3,1 m
Höhe: 7,4 m