Brücke des Monats

Januar 2021


 
 

Teufelsbrücken bei Andermatt



 
  Zwischen Andermatt und Göschenen, wo sich die Nordportale des Eisenbahn- und Autobahntunnels durch den Sankt Gotthard befinden, windet sich die Reuss durch die 2 km lange Schöllenen-Schlucht und fällt dabei um mehr als 300 Höhenmeter ab.

Die wilde Schlucht war über Jahrhunderte ein großes Verkehrshindernis. Während man im unteren Teil bei Göschenen noch Platz für einen Saumpfad fand, machten die steilen Felsflanken am oberen Ende die Schlucht nahezu unbezwingbar.

Der heikelste Teil des Saumpfades war jedoch nicht die Brücke über die Reuss, sondern die Twärrenbrücke, die seit dem 13. Jahrhundert etwa 70 m an einer Felswand entlang führte. Früher nahm man man, die Twärrenbrücke sei an Ketten aufgehängt gewesen; heute geht man davon aus, dass die Planken des Steges auf Balken auflagen, die in aus dem Fels geschlagenen Nischen gespannt waren. Auf Grund ihrer exponierten Lage wurde die Brücke laufend durch Steinschlag und Lawinen beschädigt und war bis zur jeweiligen Wiederherstellung unpassierbar.

 
   
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Die Teufelsbrücken standen und stehen an der eindrucksvollsten Stelle der Schöllenen am oberen Ende der Schlucht, wo die Reuss in einem besonders steilen Bereich von einem Felsriegel zu einer scharfen Windung gezwunge wird.

 
 
 
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Die erste hölzerne Brücke, der stiebende Steg, ist seit 1230 überliefert.

Die erste Steinbrücke über die Reuss wurde 1595 errichtet. Ihre Fundamente sind heute noch am linken Flussufer zu sehen. Die Brücke war schmal und soll weder Handläufe noch Brüstungen aufgewiesen haben. Um 1600 taucht der Name «Teufelsbrücke» in der Reisebeschreibung des Basler Kaufmanns Ryff auf.

Der Verkehr über den Gotthardpass gewann an Bedeutung, nachdem 1706/07 unter Leitung des Festungsingenieurs Morettini oberhalb der Brücke das «Urnerloch» als erster Strassentunnel der Alpen ausgespreng wurde. Dieser Tunnel ersetzte die gefährliche Passage über die Twärrenbrücke.

Die erste Teufelsbrücke war im Verlauf des 2. Koalitionskriegs am 25.September 1799 Schauplatz eines Kampfes zwischen russischen und französischen Truppen. Die Brücke wurde dabei schwer beschädigt und unpassierbar. Dem Verfall preisgegeben, stürzte sie 1888 bei einem Hochwasser vollends ein.

Der russische Staat errichtete 1898 zu Ehren des Generals Suworow und der Soldaten, die beim Zug über die Alpen im Jahre 1799 ihr Leben verloren, nahe bei der Brücke ein Denkmal in Form eines in den Fels gemeiseltes Kreuzes.

Auf Grund der großen wirtschaftlichen Not konnte der Kanton Uri erst 1827 mit dem Bau der neuen Gotthardstraße samt Brücke nach Plänen des lngenieurs Carl Emmanuel Müller beginnen und die Bauwerke 1830 fertigstellen. Die heute noch erhaltene Brücke hat hohe Widerlager und einen rd. 10 m weiten Halbkreisbogen über die Reuss. Mit 6 m Breite ist sie fast doppelt so breit wie die erste Teufelsbrücke.

 
 
 
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Der Verkehrsanstieg nach dem 2. Weltkrieg erforderte eine bessere Verkehrsführung durch die Schöllenen. Hierzu wurde die Felsnase mit einem Tunnel abgeschnitten und unterhalb der alten Brücke in höherer Lage die neue Teufelsbrücke erstellt.

Über ihre Gestaltung entspannte sich nach der 1953 erfolgten Wettbewerbsausschreibung eine heftige Diskussion. Zur Ausführung kam eine schlicht wirkende Verbundbrücke aus Granit, Betonquadern und Stahlbeton mit einem weit gespannten Segmentbogen über die Reuss und einem Durchlass auf der rechten Flussseite für die alte Straße. Da der Bogen sowohl schief als auch wegen des Gefälles unterschiedlich hohe Kämpfer ausweist, erforderte sowohl seine Herstellung als auch der Bau des Lehrgerüsts aus Stahlrohren großes handwerkliches Können.

Die Brücke wurde 1998 unter laufendem Verkehr grundlegend ertüchtigt. Der 90 cm hohe gemauerte dreilagige Bogen und die Stirnwände befanden sich zwar in einem guten Zustand, die Betonfahrbahntafel und die innere Tragstruktur von Stützen und Querträgern waren jedoch stark angegriffen. Zur Aufnahme einer stärkeren Fahrbahntafel wurden die Querträger gegen zwei Längsträger ausgetauscht.

 
 
 
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Während man als Autofahrer bei der Fahrt über die Brücke kaum etwas von der grandiosen Szenerie mitbekommt, hat man beide Brücken bei einer Fahrt mit der 1917 eröffneten Schöllenenbahn etwas länger im Blick.

Den besten Eindruck erhält man jedoch, wenn man die Schöllenenschlucht auf dem 2019 fertiggestellten neuen Velo- und Wanderweg, der über die zweite Teufelsbrücke führt, erklimmt. Egal bei welchem Wetter.


 
 

An die Sage vom Teufel als Brückenbauer, der von den Urnern mit einem Geisbock übertölpelt wurde, erinnert ein Bild am Ausgang des Tunnels. Es wurde 1950 vom Urner Maler Heinrich Danioth geschaffen.

Das Bild von Teufel und Geisbock ziert eine 1997 im Rahmen der Serie "Sagen und Legenden" herausgegebenen Briefmarke der Schweizer Bundespost.



 
  Neue Teufelsbrücke

Entwurf: Rudolf Scherrer

Baujahr:1954-1956
Länge: 86 m
Weite: 62,3 m
Breite: 9,14 m
Gefälle: 8,6%