Brücke des Monats

März 2020


Großhesseloher Brücke bei München


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Die erste Großhesseloher Brücke wurde von der Kgl. bayerischen Eisenbahn für die Linie München-Rosenheim-Salzburg erstellt.

Sie quert das tief eingeschnittene Isartal zwischen München und Pullach an der Isar. Die 1851-1857 erbaute Brücke war bei ihrer Fertigstellung die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands mit eisernen Trägern.

Der ursprünglichen Plan von 1850 sah eine Brücke mit nur zwei Pfeilern und drei Öffnungen vor. Auf beiden Talseiten wurden hierzu Dämme errichtet, die das Flussbett der Isar stark einengten. Als Folge davon führte im Sommer 1853 ein Hochwasser zu einer Unterspülung eines Pfeileraufbaus.

Dieses Ereignis machte eine Planänderung erforderlich. Um der Isar wieder mehr Raum zu geben, sollte die Brücke nun drei Pfeiler und vier Öffnungen haben. Der unterspülte Pfeiler und das linksseitige Widerlager wurden abgebrochen und die Arbeiten nach dem neuen Plan fortgesetzt. Nach Fertigstellung der Maurerarbeiten im November 1855 ruhten die Bauarbeiten, da noch kein geänderter Entwurf für die Eisenträger vorlag.

Anfang 1857 gab der Bauleiter Heinrich Gerber (1832-1912) die von Friedrich August von Pauli (1802-1883), dem Leiter der Eisenbahnbau-Commission, entwickelten Träger bei der Firma Klett & Co in Nürnberg in Auftrag.

Der 1856 patentierte Pauli-Träger hat eine gleichbleibende Tragfähigkeit über die ganze Trägerlänge. Die linsenförmige Trägerform bewirkt, dass alle Gurtteile gleiche Kräfte aufweisen. Die Gurte sind mit Vertikalen aus Winkeleisen und Gegendiagonalen aus Flacheisender miteinander verbunden. Die Fahrbahntafel steht nur mit den Vertikalpfosten in Verbindung. Ein großer Vorteil dieser Träger war eine Materialersparnis von bis zu 30% gegenüber Gitterträgern mit gleicher Tragkraft.

Bei der Großhesseloher Brücke wurden in jeder Brückenöffnung vier Pauli-Träger im Abstand von 1,8 m eingebaut. Die Träger der beiden inneren Öffnungen hatten eine Bauhöhe von 5,8 m, die Träger der äusseren Öffnungen hatten eine Bauhöhe von 4,37 m. Die nur Druckkräfte aufzunehmenden Obergurte hatten die Form zweier mit ihren Innenseiten zueinander gekehrten U-Profile, die nur Zugkräfte aufzunehmenden Untergurte bestanden aus Flacheisen, das sich in mehreren Lagen überlappte. Im Abstand von etwas mehr als 1,3 m waren Querträger angeordnet, die beidseitig 2,25 m über die aussen liegenden Träger hinausragten

Bereits im Oktober 1857 wurde die Brücke mit einem Gleis in der Brückenachse in Betrieb genommen. 1862 wurde die Brücke mit einem zweiten Gleis belegt.

Die zunehmenden Lasten des Eisenbahnbetriebs erforderten 1909 einen Austausch der filigranen schmiedeeisernen Linsenträger gegen 2 x 4 nach unten gerichtete Halbparabelträger aus Flusseisen.

Widerlager und die in der Höhe gekürzten Pfeiler wurden beibehalten. Die Pfeiler wurden 1961 durch eine 25 cm dicke Ummantelung aus Eisenbeton verstärkt.

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Nachdem auch diese Träger samt ihren Unterbauten den weiter gestiegenen Anforderungen des Bahnverkehrs nicht mehr gewachsen waren, erfolgte nach langen vorangegangenen Diskussionen 1983-1985 ein Brückenneubau durch die Deutsche Bundesbahn. Der Eisenbahnverkehr lief während der Bauzeit auf einer Behelfsbrücke.

Die Wiederlager und die wiederum drei Pfeiler wurden aus Stahlbeton erstellt. Da die Widerlager weiter zurückversetzt wurden, hat die neue Brücke ihre längsten Stützweiten in den Randfeldern.

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Der Überbau besteht aus einem Verbundträger mit Strebenfachwerkträgern aus Walzeisen und einer Fahrbahntafel aus Spannbeton, auf der zwei Gleise verlaufen.

Die neue Brücke wurde mit der Überfahrt des Nachbaus der Lokomotive Adler eröffnet.

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Auf Untergurthöhe können Fußgänger und Radfahrer das Isartal queren. Die seitlichen Gitter ermöglichen einen freien Blick auf die Landschaft des Flusstals und verhindern die bei den Vorgängerbrücken zahlreich erfolgten Selbsttötungen.



Erste Brücke

Entwurf: Friedrich August von Pauli und Heinrich Gerber
Baujahr: 1851-1857
Länge: 259 m
Weiten: 26,5 - 52,4 - 52,4 - 26,5
Höhe: 31 m

Heutige Brücke

Baujahr: 1983-1985
Länge: 285 m
Weiten der Fachwerkträger: 65,0 - 55,6 - 55,6 - 65,0 m
Höhe: 31 m
Breite: 10,6 m