Brücke des Monats
April 2014
Alte Levensauer Hochbrücke
Der Entschluss, die damalige Kiel-Eckernförde-Flensburger Eisenbahn auf einer Hochbrücke anstatt auf einer Drehbrücke über den Kaiser-Wilhelm-Kanal zu führen, fiel erst zweieinhalb Jahre vor der beabsichtigten Eröffnung des Kanals. Die Planung und Errichtung einer Großbrücke in solch kurzer Zeit verdient noch heute größten Respekt.
Vom Baugrund her fand sich die geeignetste Stelle im Bereich des beim ersten Kanalbau im 18. Jahrhundert verschwundenen Flusses Levensau. Da der Kanal gerade hier eine Kurve beschreibt, ist er 14 m breiter als auf seinen geraden Abschnitten und erforderte dadurch eine Brücke mit einer entsprechend größeren Spannweite. Die Levensauer Brücke war bei ihrer Eröffnung die weitest gespannte Bogenbrücke der Welt.
Dem Geschmack des wilhelminischen Zeitalters entsprechend erhielt sie auf jeder Seite zwei Brückentürme, die durch einen großen Torbogen miteinander verbunden waren. Zwischen den imposanten Brückentürmen verliefen in 4,9 m Höhe über der Fahrbahn zwei Hauptlängsträger, die im Abstand von 8,6 m mit lotrechten Pfosten auf den Obergurten der Bogenträger aufgestützt wurden. Diese Hauptlängsträger waren wieder mit Querträgern verbunden, von denen schließlich die Fahrbahntafel abgehängt wurde. Diese eigenwillige Konstruktion führte mit dazu, dass die Brücke mit 2780 Tonnen Schweißeisen mehr als doppelt so schwer war wie die Grünenthaler Brücke.
Mit der Grünenthaler Kanalbrücke und der Levensauer Brücke wurden die ersten Großbrücken in Deutschland gebaut, bei denen die Bogenträger von der Fahrbahntafel geschnitten wurden. Dieser Konstruktionstyp wurde bis dahin nur bei sehr wenigen und wesentlich kleineren Brücken ausgeführt.
Während man bei der Grünenthaler Hochbrücke schon den moderneren Sichelbogen ausführte, der seine größte Bauhöhe im Bogenscheitel hat, blieb man bei der Levensauer Brücke konservativ und wählte Bogenträger, deren Bauhöhe vom Scheitel zu den Kämpfern hin zunehmen. So beträgt die Bauhöhe der Levensauer Zweigelenkbogen im Scheitel 3,2 m und an den Kämpfern 5,6 m. Zwischen den Gurten sind senkrechte Pfosten und kreuzende Diagionale angebracht.
1954 erfolgte ein wesentlicher Umbau der Brücke. Die Brückentürme wurden entfernt, um die Straße neben dem Eisenbahngleis zu verlegen. Auch die Hauptlängsträger zwischen den Türmen wurden entfernt und die Fahrbahntafel auf Querträgern zwischen den Bögen abgestützt bzw. im Mittelbereich von ihnen abgehängt.
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Sowohl die Grünenthaler als auch die Levensauer Hochbrücke konnten bei der 1909 begonnenen Verbreiterung des Kanals von 67 m auf 102 m Breite des Wasserspiegels bestehen bleiben.
Baujahr: 1893-1895
Länge: 190 m
Weite: 163,4 m
Breite: 11,5 m
Höhe: 42 m
Bilder und Zeichnung von Erich Hermes, Deutsch-Evern