Brücke des Monats

August 2012

Murrtalviadukte Backnang

Für die Bundesstraße 14 wurde 2011 ein neues Brückenbauwerk über das Tal der Murr freigegeben. Ursprünglich war geplant, danach den alten Viadukt abzureißen und dem neuen Viadukt im Zuge des vierstreifigen Ausbaus der B 14 ein Zwillingsbauwerk beizufügen. Abriß und Neubau werden jedoch erst dann erfolgen, wenn finanzielle Mittel für den Weiterbau der B 14 zwischen Waldrems und Backnang-West freigegeben sind. So lassen sich derzeit noch zwei im Erscheinungsbild ähnliche, aber von der Bauausführung her grundlegend unterschiedliche Bogenbrücken betrachten.

Größeres Bild 1600 x 1200

Die ältere Brücke ersetzte die 1937-1938 erbaute Brücke, deren zwei Betonbögen 1945 von der Wehrmacht gesprengt wurden. Beim Wiederaufbau in den Jahren 1948-1949 wurden die zerstörten Betonbögen durch genietete Stahlbögen in Form von Hohlkästen ersetzt. Die Stahlbögen sind mit einem Rautenverband ausgesteift.

Größeres Bild 1600 x 1200

Der Überbau besteht im Bogenbereich aus drei rd. 50 cm hohen Doppel-T-Trägern, die in den Stützenbereichen auf Querträgern aufliegen. Die 27 cm dicke Fahrbahnplatte aus Beton wurde lediglich mit 9 m Breite ausgeführt, sodass sich gegenüber den wiederverwendeten 11,5 m breiten Vorlandbrücken im Brückenverlauf eine Fahrbahnverengung ergab. Erst in den Jahren 1983-1985 wurde dieser unhaltbare Zustand beseitigt und der Überbau durchgehend auf 11,5 m verbreitert.

Größeres Bild 1600 x 1200

Die Bögen sind an den Kämpfern gelenkig gelagert.

Die Vorlandbrücken bestehen aus vierstegigen Plattenbalken, die im Abstand von ca. 11,6 m von Pfeilerpaaren mit Doppel-T-förmigen Querschnitt gestützt werden.

Größeres Bild 1600 x 1200

Da der Viadukt den gestiegenen Verkehrslasten nicht mehr gewachsen war, wurde 2009-2010 ein Neubau errichtet, der im August 2011 dem Verkehr übergeben wurde.

Die neue Brücke passt sich mit ihren zwei Bögen optisch dem bisherigen Bauwerk an, im Gegensatz zur alten Brücke ist sie jedoch komplett aus Stahlbeton.

In der Mitte des Bauwerks überspannen jeweils zwei Betonbögen mit je 107 Metern Spannweite das Murrtal. Die Bogenrippen sind 2,0 m breit und 1,4 m hoch. Querrahmen zwischen den beiden Bögen sind nicht erforderlich. Die vier Bögen wurden mit nur einem Bogenlehrgerüst hergestellt, das mittels Hydraulikpressen querverschoben und zum Errichten des zweiten Bogenpaares komplett ab- und wieder aufgebaut wurde.

Der 1,2 m hohe Überbau wurde über die gesamte Brückenlänge als vorgespannter zweistegiger Plattenbalken ausgeführt. Mit seiner Gesamtbreite von 14,30 m wird er durch die Betonbogenpaare mit jeweils vier Ständern sowie durch sieben Betonpfeilerpaare getragen. Aus optischen Gründen hat man gegenüber dem alten Bauwerk sowohl im Bogenbereich als auch im Vorlandbereich auf jeden zweiten Pfeiler verzichtet. Die Stützweiten betragen zwischen 20,00 m und 28,50 m bzw. 6,32 m über dem Mittelkämpfer.

Größeres Bild 1600 x 1200

Eine Besonderheit des neuen Bauwerks ist die semiintegrale Ausführung. Hierbei sind sämtliche Pfeiler und Bögen mit dem Überbau monolithisch verbunden und lediglich an den beiden Widerlagern sind Lager eingebaut. Als Gründungselemente kamen sowohl Flachgründungen als auch Pfahlgründungen zum Einsatz. Der Mittelkämpfer z. B. ist auf 16 Großbohrpfählen gegründet. Um die enormen Kräfte aus den Bögen in den Baugrund ableiten zu können, wurden unter den Randkämpfern jeweils rund 1.300 m3 Boden durch Beton ersetzt.



alter Viadukt
Bauzeit: 1938/1949
Länge: 403 m
Bogenweiten: 2 x 104,2 m.
Breite: 11,5 m
Höhe: 28 m

neuer Viadukt
Bauzeit: 2009-2011
Länge: 420 m
Bogenweiten: 2 x 107 m.
Breite: 14,3 m
Höhe: 25 m