Brücken des Monats

Februar 2006

Illerbrücken in Kempten



In Kempten führen dicht nebeneinander drei bautechnisch bedeutende Brücken über das eingeschnittene Tal der Iller.

Obwohl sie heute für verschiedene Verkehrszwecke genutzt werden, wurden sie alle als Eisenbahnbrücken errichtet.


Die alte Holzbrücke

Für die König-Ludwig-Nord-Süd-Eisenbahn mußte eine Brücke über die Iller erstellt werden. Als Tragwerk für die zweigleisige Brücke kamen Howe-Träger über 3 Felder zur Ausführung.
Bei diesem von dem Amerikaner Howe entwickelten Tragwerkssystem werden die hözernen Druckstreben der Brücke durch eiserne Zugstangen vorgespannt. Mit dieser Bauweise wurden ab 1845 auch in Europa einige hölzerne Eisenbahnbrücken errichtet.



Durch die Anbindung weiterer Eisenbahnlinien an Kempten und die steigenden Verkehrslasten entsprach die Holzbrücke bald nicht mehr den Anforderungen. Obwohl zweigleisig, durfte die Brücke nur von einem Zug befahren werden. 1904 wurde daher mit Brückenneubauten begonnen. Nach deren Fertigstellung wurde die alte Holzbrücke an die Stadt Kempten übergeben und 1911 zur Straßenbrücke umgewidmet. Irgendwann erhielt sie im Mittelfeld ein Hängewerk aus Stahl zur Verstärkung.

Seit 1965 dient sie nur noch Fußgängern und Radfahrern.

Die Brücke ist die letzte verbliebene ehemalige Eisenbahnbrücke mit Howe-Fachwerkträgern.

Baujahr: 1847-1852
Länge 114 m, Weiten 35 - 53 - 26 m,
Höhe 34 m


Die beiden Betonbogenbrücken


1904-1906 wurden oberhalb der alten Brücke eine viergleisige Brücke für die Gleise zum Kemptener Kopfbahnhof und ein zweigleisige Brücke für die Güterumgehungskurve errichtet.

Die unterschiedlichen Ziele der Gleise sind der Grund dafür, dass die Brücken nicht paralell, sondern in einem großen Winkel zueinander stehen.


Die Brücken sind die ersten großen Eisenbahnbrücken in Deutschland, die aus dem neuen Baustoff Beton hergestellt wurden. Bei ihrer Fertigstellung zählten sie zu den Betonbrücken mit den weitesten Öffnungen auf der Welt.



Aufgrund der unterschiedlichen Anzahl der Gleise sind die Brücken zwar unterschiedlich breit, sie sind vom Aufriss her jedoch identisch. Sie führen mit einem großen Hauptbogen über die Iller, an den sich auf der rechten Flussseite jeweils ein Bogen und an der linken Seite jeweils zwei Bogen anschließen. Da man die viergleisige Brücke mit zwei getrennten zweigleisigen Oberbauten erstellte, konnte man für alle drei Oberbauten das gleiche Lehrgerüst verwenden.

Die rd. 50 m weiten Hauptbogen sind als Dreigelenbogen ausgeführt. Sie gehen in schräg gestellte Pfeiler über, die die Bogenlinie fortsetzen, sodass sich am Pfeilerfuß 63,8 m weite Öffnungen ergeben.



Mit der 1965-1969 erfolgten Umgestaltung des Kemptener Kopfbahnhofs zu einem Durchgangsbahnhof reichte der Bahn die zweigleisige Brücke aus. Die viergleisige Brücke wurde daher zu einer vierspurigen Straßenbrücke umgebaut.



Baujahr: 1904-1906
Länge 155 m, Weiten 21,6 - 21,6 - 63,8 - 21,6 m, Breiten (bei Errichtung) rd. 17 m und 8,8 m,
Höhe 37 m