Taktschiebeverfahren

Beim dem von Fritz Leonhardt (1909-1999) entwickelten Taktschiebe-Verfahren wird der Überbau in einer ortsfesten Schalung ( Taktwanne oder Taktkeller) hinter einem Widerlager in Teilabschnitten hergestellt.

Das neu hergestellte Teilstück wird danach mit dem bereits fertigen Teilstück des Brückenbalkens verbunden und mit Hydraulikpressen wird der gewachsene Balken um einen weiteren Takt über Pfeiler und Hilfspfeiler zum anderen Widerlager vorgeschoben. Am Balkenkopf ist hierzu ein sog. Vorbauschnabel angebracht.

Dieses Bauverfahren erfordert kein Lehrgerüst, dafür jedoch zusätzliche Gründungen für den Taktkeller und ggf. für Hilfsstützen.


Geschichte

Während der Überbau der 1964 erbauten Brücke über den Caroni zwischen Guyana und Venezuela noch vollständig hinter dem Widerlager betoniert und danach verschoben wurde, wurden 1968 bei der Innbrücke in Kufstein zum ersten Mal die Abschnitte im Wochentakt betoniert, vorgespannt und eingeschoben. Da der Überbau zunächst nur schlaff bewehrt war, erfolgte der Verschub über viele Hilfspfeiler. Erst danach wurden die eigentlichen Spannglieder eingebaut und mit Hilfe von Spannblöcken gespannt.


1983 wurden beim Aichtalviadukt ein 1161 m langer und 1985 bei der Maintalbrücke in Veitshöchheim ein 1262 m langer Hohlkästen verschoben.


Technik

Das Taktschiebeverfahren wurde für Talbrücken im Mittelgebirge mit Spannweiten um 50 m entwickelt und hat in diesem Bereich sein Hauptanwendungsgebiet.

Voraussetzung für die Anwendung des Taktschiebeverfahrens war lange Zeit, dass die Brücke im Längsprofil und Grundriß gerade oder gleichmäßig gekrümmt war. Durch das sog. Match-Cast-Taktschiebeverfahren mit beweglichen Taktkellern können seit neuestem auch Überbauten mit veränderlicher Grundrißgeometrie hergestellt werden. Mit diesem Verfahren wurde 1998 die 1284 m lange Talbrücke Schnaittach mit ihren im Norden auseinanderlaufenden Richtungsfahrbahnen erstellt.